Vor kurzem hat auch ChatGPT seine Suchmaschine auf den Markt gebracht. Schon länger ist Perplexity.ai aktiv und Meta (Facebook) will auch mit einer KI-Suchmaschine aufwarten. Das Rennen ist lanciert. Google ist erstmals einer starken Konkurrenz ausgesetzt. Wer in Zukunft dabei sein will, muss jetzt handeln. So zumindest die mahnenden, vielleicht auch etwas provokativen Posts in sozialen Medien. Ich ordne ein.
SearchGPT und Perplexity.ai
«Erste Kunden melden Zugriffe von SearchGPT und Perplexity.ai. Du musst jetzt handeln, wenn dein Unternehmen mit dabei sein will.»
Die Suchmaschinen-Welt wird neu definiert. KI-Suchmaschinen versuchen Google möglichst viele Marktanteile wegzunehmen. Einige SEO-Experten und Medien sprechen von einer ernsten Bedrohung des Suchdienstes Nummer eins. Sie vergessen dabei, dass auch Google seine Suchmaschine auf KI umstellt und auf hohe finanzielle Reserven zugreifen kann – der Entwicklung zur besten KI-Suchmaschine steht also nichts im Weg. Die erwähnten Zugriffe von SearchGPT und Perplexity.ai, die bei «Kunden auftauchen», befinden sich meistens noch im sehr tiefen Bereich – dies auch bei Webseiten mit einem hohen Suchvolumen.
Doch SearchGPT und Perplexity.ai sind neu und versprechen darum Einnahmen und Neukundengewinnung. Ein lukrativer Markt, so die Hoffnung von Website-Betreibern und Online-Marketing-Experten. Ich erhalte darum immer mehr Einladungen zu Webinaren, Downloads von Whitepapers und Videos-Tutorials zu KI und ihren Möglichkeiten.
Künstliche Intelligenz bringt uns viele Chancen. Aber nur, wenn wir uns im Vorfeld genau überlegen, wie wir sie einsetzen.
KI ohne Regeln und Konzept: Davon raten viele Fachexperten zu Recht ab.
Lassen Sie uns kurz in eine ähnliche technische Entwicklung eintauchen, die vor noch nicht allzu langer Zeit begann.
Als Facebook aufkam
In meinen über 20 Jahren Erfahrung im Online-Marketing habe ich verschiedene Hypes erlebt. Als Facebook aufkam, entstand bei Unternehmen eine grosse Unsicherheit. Online-Marketing-Vertreter teilten ihnen mit, dass, wer nicht bei Facebook mitmache, in einem Jahr von der Bildfläche verschwunden sein würde.
Der Boom gab ihnen recht. Zumindest, was die Mitgliederzahl von Facebook anging.
Es gab Firmen, die ihren Webauftritt kippten und nur noch auf Facebook setzten. Zumindest für kurze Zeit. Dann wurde der Webauftritt oft wieder reaktiviert und die Abhängigkeit von dieser – vor allem aus der Sicht des Datenschutzes – fragwürdigen US-Firma gestoppt. Unsere Gedanken sind manchmal grenzenlos. Gut, gibt es die Realität, die uns hilft, wieder auf dem Boden zu landen.
Facebook ist heute durchaus ein Thema fürs Online-Marketing. Doch nicht für alle Unternehmen.
Ähnliche Entwicklungen gab es mit Instagram und mit LinkedIn. Alle berechtigt. Alles muss in ein durchdachtes Online-Marketing-Konzept eingeordnet werden.
Künstliche Intelligenz bietet enorm viel Potenzial
Das ist so. Doch auch hier müssen wir genauer hinsehen. Die Digitalität hat unser Leben in vielen Bereichen vereinfacht. Doch nicht nur, und vor allem viel zu schnell. Viele Menschen fühlen sich von den Möglichkeiten und der Informationsflut überfordert.
Darum innehalten und genauer hinsehen. Das hat zum Beispiel Kate Crawford, eine international führende Wissenschaftlerin für Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen, gemacht.
«Eine Suchanfrage bei SearchGPT braucht 15-mal mehr Strom als eine bei Google.»
Kate Crawford bringt damit eine der wichtigsten Herausforderungen der KI ins Spiel: den Stromverbrauch.
«Man schätzt, dass der alltägliche Gebrauch von KI in zwei Jahren so viel Energie brauchen wird wie ganz Japan.»
Crawford recherchiert gründlich und stösst dabei auf eine Mine in Silver Peak, Nevada. Hier wird Lithium abgebaut, das für Künstliche Intelligenz unentbehrlich ist. Alle digitalen Assistenten, so auch Mobiltelefone und Laptops – sie kommen ohne Lithium-Batterien nicht aus. Die Mine ist heute schon am Anschlag. In spätestens 40 Jahren wird sie erschöpft sein. (Quellen: SRF.ch).
Die Frage der Energieversorgung ist noch nicht geklärt und trotzdem bauen wir KI in unseren Alltag ein. Menschen machen nun mal gerne den zweiten Schritt vor dem ersten. Schliesslich versprechen uns führende Tech-Giganten eine Vereinfachung vieler Lebensbereiche.
Noch nie war Besonnenheit so wichtig. Noch nie bot eine Technologie so viele Möglichkeiten, die sowohl für wie auch gegen die Menschen genutzt werden kann.
Aktionismus ist darum fehl am Platz. Bei Facebook &Co. hat sich Abwarten und Beobachten gelohnt. Trotzdem hier ein paar Tipps für erste Gedanken. Grundlagen für ein allenfalls angepasstes Online-Marketing-Konzept.
Was müssen Unternehmen tun, um bei KI-Suchmaschinen aufgeführt zu werden?
Als Online-Marketing- und SEO-Experte testet man Neuerungen. Es werden Erfahrungen ausgetauscht und nach möglichen und wirkungsvollen Massnahmen gesucht.
Die ersten Erkenntnisse:
- Inhalte sollten auf möglichst vielen Kanälen und Medien verfügbar sein. Gemeint sind Webseiten, YouTube, Podcasts, Posts auf Social Media, Google und andere Bewertungen. Die bisherigen Massnahmen müssen also verbreitert werden.
- Gesucht sind neuartige Inhalte. Einzigartige Sichtweisen. Entwicklung. Trends. Lösungen. KI-Suchmaschinen brauchen neues Futter …
- Wie suchen potenzielle Kunden? Diese Begrifflichkeiten sind nach wie vor sehr wichtig. Allerdings nicht mehr in der Menge, sondern an den richtigen Stellen.
- Texte sollen entweder von ExpertInnen geschrieben worden sein, oder von TexterInnen, die sich intensiv und spürbar mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
- Diese ExpertInnen sind in der «Über uns»-Rubrik der Webseite aufgeführt. Es geht um Legitimation. Um Beweisbarkeit. Um den Vertrauensaufbau zu den BesucherInnen.
- Texte, die mit Künstlicher Intelligenz erstellt worden sind, verlieren. Wenn nicht heute, dann später. Klasse vor Masse!
- Korrekte Rechtschreibung und Grammatik sind Usus.
- Der Inhalt hat einen klar ersichtlichen Hauptzweck und spricht eine klare Zielgruppe an.
Das klingt nach Arbeit. Ja. Viel wird es in der Regel, wenn das Konzept fehlt. Wenn wir auf die Masse zielen. Ein klarer USP, klare Kommunikation und eine klare Zielgruppe grenzen den Aufwand nicht nur ein, sie steigern auch den Erfolg – trotz zahlreicher Mitbewerber und Möglichkeiten.
Klare Konzepte und daraus resultierende Massnahmen werden auch in Zukunft Erfolg haben.
Handeln in Zeiten der Unsicherheit
Dank KI werden jeden Tag neue Tools entwickelt und in Suchdienste eingebunden. Die Entwicklung wird also rasant weitergehen.
Nur die Möglichkeiten waren noch nie spielbestimmend. Es ist die Bereitschaft des Marktes, Neuerungen aufzunehmen und in den Alltag einzubauen, der das Tempo bestimmt.
In dieser Zeit der rasanten Entwicklungen und der damit verbundenen Unsicherheit braucht es auch Stabilität und Besonnenheit. Beobachtung. Geduld. Erste Schritte. Reflektieren. Weitere Schritte. Stoppen. Reflektieren. Reagieren.
Was Sie über Künstliche Intelligenz sonst noch wissen sollten
KI bringt uns tatsächlich in vielen Lebensbereichen Erleichterung. Das ist gut so. KI wurde von Menschen mit Werten und Zielen programmiert.
Diese Werte und Ziele sind niemandem bekannt. Wir haben also eine grosse Unsicherheit, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird.
Und, wie so oft, sind die Regulierung und die Politik langsam. Künstliche Intelligenz ist eine grosse Frage des Datenschutzes. Bis dato waren Grossmächte weit weg. Dank KI landen sie direkt in unseren Häusern. Klingt schlimm?
KI ist letztendlich eine Frage der Verantwortung und des bewussten Umgangs.
Gerne unterstütze ich Sie bei Fragen zu einem möglichen Vorgehen.
© raeber-online-marketing.ch, 22.1.2024, Andreas Räber