24.04.2024 | Künstliche Intelligenz
Inhaltsverzeichnis
Mit KI können wir unsere Meetings aufnehmen und transkribieren lassen. Niemand muss mehr Protokoll schreiben oder gar mühsam ein Gespräch abtippen. Sogar Videos und Podcasts werden von KI zusammengefasst. Zusammenfassungen will auch Google in der neuen Suche anbieten. Die Begründung:
Komplexe Zusammenhänge schnell zusammengefasst, heruntergebrochen auf das Wichtigste.
Ziele:
Auch bei den Statistiken bietet sich die künstliche Intelligenz an. Statt mühsames Erarbeiten, auf einen Klick das Wichtigste in Kürze, vielleicht sogar mit Handlungsempfehlungen.
So weit, so schön. Erleichterung oder vielleicht sogar Bequemlichkeit ermöglicht uns ein entspannteres Arbeiten.
Eine einfache Erklärung:
Künstliche Intelligenz = Computern die Fähigkeit des menschlichen Denkens – eine spezifische Intelligenz – verleihen. Anschliessend können sie mithilfe von umfangreichen Daten im Web Aufträge selbstständig lösen, Zusammenhänge erkennen und Fragen beantworten.
Eigentlich ist KI schon sehr lange im Einsatz. Wir sind es uns nur nicht so offensichtlich bewusst. Der Chat mit dem Support oder «andere Kunden kauften auch» und «Musiktitel-Vorschläge»: alles KI. Suchen war gestern, künstliche Intelligenz denkt und handelt für uns voraus.
Das klingt gut. Ist es in vielen Fällen auch.
Wenn Unternehmen künstliche Intelligenz für Kunden einsetzen, möchten sie zum einen den Aufwand senken. Doch was ist, wenn KI für ein Vergleichsportal wie Comparis eingesetzt wird, das von Weitervermittlungen lebt? Wenn alle Kunden die beste Versicherung auf sie zugeschnitten erhalten, braucht es Comparis bald nicht mehr.
Es ist ein einfaches Beispiel, das aber die Gefahr von künstlicher Intelligenz aufzeigt. Welche Ziele werden in sie hineinprogrammiert?
Die Gefahr, dass wir uns von KI abhängig machen, ist gross, ohne dass wir die Zusammenhänge, die zum Resultat führen, kennen.
Bei den Statistiken muss man die angewendeten Werte wissen und die spezifischen Kriterien, um sie wirklich zu verstehen. Die Gefahr, etwas falsch zu deuten, ist zu gross, zumal wir Menschen selbst es sind, die allen Aussagen und Werten eine Bedeutung beimessen. KI hin oder her. Am Ende wird alles durch persönliche Meinung bewertet.
Wenn wir unsere Bedürfnisse, unser Leben, künstlicher Intelligenz übergeben, machen wir uns abhängig, ohne zu wissen, nach welchen Kriterien sie bewertet.
Kosten sparen, Abläufe vereinfachen, Daten besser auswerten – es gibt viele Gründe, auf KI zu setzen. Allerdings nicht nur.
Wenn eine Firma gegründet wird, hat sie, wenn die Inhaber ihren Job richtig gemacht haben, einen USP. Das heisst, da ist etwas, das sie unverwechselbar macht. Der Grund, warum die potenziellen Kunden genau zu dieser Firma gehen werden.
Dieser USP ist unersetzlich, insbesondere in einem Markt mit vielen Konkurrenten.
Wo viele Mitbewerber mitmischen, braucht es eine starke Profilierung. Profilierungen hängen immer mit den Inhabern selbst zusammen. Und da keine zwei Menschen gleich sind, muss sich diese automatisch von anderen unterscheiden.
Die künstliche Intelligenz greift auf Daten von anderen zu. Das bedeutet, es entsteht keine eindeutige Profilierung.
Künstliche Intelligenz lebt von der Entwicklung im Web. Sie füllt, nach biblischem Exempel, sozusagen alten Wein in neue Schläuche.
Nur wenn innerhalb einer Branche fleissig entwickelt, getextet und veröffentlicht wird, kann sich auch KI weiterentwickeln. Insbesondere im Gesundheitswesen kann dies ein klarer Vorteil sein, da die Daten schneller ausgewertet werden können.
Nach über 40 Jahren im Verkauf weiss ich, dass ich die Produkte, von denen ich selbst überzeugt bin, am besten verkaufen kann. Warum? Persönliche Überzeugung ist spürbar.
Persönliche Überzeugung fehlt jedoch in Texten, die durch künstliche Intelligenz erstellt wurden.
Doch genau dieser Punkt ist es, der verkauft. Der Psychoanalytiker und Schriftsteller Arno Gruen schreibt in seinem Buch «Der Verlust des Mitgefühls» von einer Studie, die mit Kindern durchgeführt wurde. Erwachsene reichten Kleinkindern Lebensmittel, die sie selbst nicht mochten. Natürlich, ohne dies zu zeigen. Die Kinder assen nichts davon … Mochten die Erwachsenen die Esswaren jedoch selbst, zeigten auch die Kinder keine Abneigung.
Da geht etwas ab zwischen den Menschen, das nicht greifbar ist und trotzdem grosse Auswirkungen hat. Eine Art emotionale Resonanz.
Emotionale Resonanz ist die Fähigkeit, eine emotionale Verbindung zu unseren Mitmenschen aufzubauen, indem wir deren Bedürfnisse, Werte und Wünsche ansprechen.
«Ich fühle mich gehört.», «Wir verstehen uns gut.» sind typische Aussagen, wenn emotionale Resonanz aktiviert wurde.
Sie geschieht im Moment. Im Idealfall, wenn sich Menschen bewusst gegenseitig mit den Fragen und Bedürfnissen voneinander auseinandersetzen.
Tragende Begegnungen, die unser Interesse am jeweils anderen aktivieren. Uns öffnen. Im Marketing spricht man von einer hohen Kontaktqualtität. Sie ist die Basis für Verkaufsabschlüsse und nachhaltige Kundenbindung!
Sie führt von wertvollen Touchpoints zu Customer Loyality. Dazu braucht es echte und wertschätzende Begegnungen.
Sie haben einen Webauftritt kreiert und sich dabei einige Überlegungen gemacht. Damit verbunden sind wichtige Fragen wie
Einzigartigkeit sein hat einen Preis: die Auseinandersetzung mit sich und seinem Angebot!
Wir Menschen lieben es, Abkürzungen zu nehmen und gerne gleich mit dem zweiten oder noch besser dritten Schritt anzufangen. Schneller am Ziel sein, befriedigt. Manchmal aber nur kurz.
Auseinandersetzung schafft Qualität.
Der amerikanische Professor für Psychologie, Joe Árvai (USC Dornsife College und Leiter des Wrigley Institute for Environment and Sustainability) beschäftigt sich in seiner Forschung vor allem damit, wie Menschen Entscheidungen treffen. Árvai weist in seinem Blogbeitrag auf The Conversation darauf hin, dass Arbeitserleichterung auch bedeutet, dass einem Entscheidungen abgenommen werden. Es ist die KI, die für uns entscheidet. Dies kann, so Árvai, auf Dauer einen Einfluss auf unsere Fähigkeit haben, Entscheidungen zu treffen.
Unser Gehirn entwickelt sich durch Impulse und Herausforderungen. Letztere zu überwinden führt zu Erfolgserlebnissen, die so wichtig für unseren eigenen Sinn sind.
Die Gefahr, dass wir an künstliche Intelligenz mehr aus der Hand geben, als uns bewusst ist, ist gross.
Es ist die Zeit der neuen Apps, Software und Start-ups. Warum? ChatGPT und andere KI-Angebote haben sich innerhalb kürzester Zeit zu einem (vorläufigen) Erfolgsmodell gemausert. Es erinnert mich an die Zeit, als Facebook aufkam.
Das Schwierige an diesem Trend sind die selbsternannten Propheten, für die es nur noch ihre Lösung gibt, verknüpft mit Aussagen, dass alles andere überrollt und verschwinden werde.
Zukunft gross reden hat ein Ziel: Oft werden diese Start-ups später mit einem grossen Gewinn an die Big Players verkauft.
Als ob wir nicht klüger geworden sind …
Alle KI-Resultate sollten nie ohne eine gewisse Überprüfung übernommen werden.
Sie brauchen immer Rückfragen des gesunden Menschenverstands. Dass KI in Zukunft unser Leben erleichtern und mitbestimmen wird, ist offensichtlich. Das ist auch okay. Doch wir sollten uns gut überlegen, was alles wir an diese Blackbox abgeben.
Nicht was sie kann, ist entscheidend, sondern wo sie Sinn macht. Und nur dort sollte sie – gewissenhaft – eingesetzt werden. Im Sinne der Menschheit!
© raeber-online-marketing.ch, 24.4.2024, Andreas Räber