Künstliche Intelligenz – manchmal findet auch im Deutschen der englische Begriff AI, «artificial intelligence», Verwendung – hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten und spannendsten Trends entwickelt. Veröffentlichungen zu diesem Thema sind so verbreitet, dass das Kürzel KI für künstliche Intelligenz nicht nur in Fachzeitschriften, sondern auch in Publikumszeitschriften und Tageszeitungen allgegenwärtig ist. Wer jedoch aktuelle Entwicklungen verstehen will, sollte sich zunächst mit der Geschichte der künstlichen Intelligenz beschäftigen.
Was ist künstliche Intelligenz?
Als Basis dafür versuchen wir zunächst eine geeignete Definition zu finden und skizzieren schliesslich die Vorgeschichte der künstlichen Intelligenz. Danach gehen wir auf ausgewählte Meilensteine in der Geschichte der künstlichen Intelligenz ein. Abschliessend analysieren wir auf Grundlagen dieser Ausführungen, wie KI-Unternehmen – insbesondere Google – Online-Marketing und Social-Media verändert (hat).
Bevor wir die Geschichte der künstlichen Intelligenz nachzeichnen, ist es hilfreich zu klären, was KI überhaupt ist. Leider existiert keine allgemeingültig akzeptierte Definition. Das hat auch mit dem vielschichtigen Begriff der Intelligenz zu tun. Hier soll dieser Terminus auf Eigenschaften und Verhaltensweisen hindeuten, die eine angemessene und vorausschauende Interaktion mit dem Umfeld ermöglichen.
Künstliche Intelligenz stellt dabei offensichtlich eine Art Gegenbegriff zur menschlichen Intelligenz dar. Unter diesem Begriff lassen sich Technologien zusammenfassen, die die Kompetenzen des Menschen, komplexe Aufgaben zu meistern, ergänzen, ersetzen oder verstärken. Zu diesen Fähigkeiten zählen:
- Analysieren
- Entscheiden
- Handeln
- Interpretieren
- Lernen
- Wahrnehmen
Die Vorgeschichte der künstlichen Intelligenz
Die Vorgeschichte der künstlichen Intelligenz beginnt schon lange bevor eine Umsetzung in der Realität möglich ist oder überhaupt der Begriff existiert.
Bereits vier Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung schreibt der chinesische Philosoph Liezi über eine humanoide Kampfmaschine, die der Ingenieur Yan Shi für den Herrscher Mu etwa ein Jahrtausend vor Christus entwickelt haben soll: eine der ersten KI-Science-Fiction-Storys.
Für die nächsten Jahrhunderte funktionieren jedoch auch alle äusserlich menschenähnlichen Maschinen nur nach einfachen Prinzipien der Mechanik, Hydraulik und Pneumatik. Dementsprechend haben sie nichts mit künstlicher Intelligenz gemäss dem skizzierten Begriffsverständnis zu tun.
Den grundlegenden philosophischen Unterbau für künstliche Intelligenz liefert Mitte des 18. Jahrhunderts wahrscheinlich erstmals der französische Aufklärer Julien Offray de La Mettrie – auch bekannt als «Monsieur Machine». Wenige Jahrzehnte später schien mit dem von Wolfgang von Kempelen konstruierten Schachroboter die KI Realität geworden zu sein.
Der sogenannte «Schachtürke» erwies sich allerdings als Betrug.
Die technische Basis für die moderne künstliche Intelligenz legte dann der Brite Alan Turing 1936. Er zeigte, wie eine Maschine theoretisch kognitive Prozesse – in Einzelschritten mithilfe von Algorithmen – durchführen könnte.
1950 entwickelte der Mathematiker zudem den sogenannten Turing-Test, mit dem sich zeigen lassen soll, ob eine Maschine wie ein Mensch denken kann.
Ausgewählte Meilensteine der künstlichen Intelligenz
Von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute entwickelten Forscher immer mehr Anwendungen im Bereich der KI. Eine vollständige Auflistung ist hier allerdings nicht möglich. Deswegen stellen wir exemplarisch einige wichtige Meilensteine vor.
1956: Logic Theorist
1956 lässt sich wahrscheinlich als Geburtsstunde der KI im engeren Sinne fassen. Denn in diesem Jahr prägte der Computerprogrammierer John McCharthy auf einer Fachkonferenz, bei der es darum ging, wie Maschinen die Intelligenz des Menschen simulieren können, erstmals den Begriff künstliche Intelligenz. Zudem entsteht hier mit Logic Theorist, das mehrere Lehrsätze der Mathematik logisch beweisen kann, das vermutliche erste KI-Programm.
1966: ELIZA
1966 entwickelte der Informatiker Joseph Weizenbau ELIZA. Dabei handelte es sich um einen Chatbot, also quasi die Grossmutter von ChatGPT. ELIZA konnte über Skripte unterschiedliche menschliche Gesprächspartner simulieren. Diverse Probanden waren damals sogar der Meinung, beim Chat mit einer realen Person zu kommunizieren.
1972: MYCIN
Sechs Jahre später entstand an der Stanford University mit MYCIN eines der ersten medizinischen KI-Expertensysteme. Dieses diente zur Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten. Grundlage war eine Wissensbasis von rund 600 Regeln. Das Programm lieferte gute Ergebnisse, fand aber wegen mangelnder Akzeptanz und rechtlicher Probleme nie in der Praxis Anwendung.
1986: NETtalk
Charles Rosenberg und Terrence J. Sejnowski gaben Computern mit NetTalk eine Stimme. Durch das Lernen von Phonemen und Beispielsätzen konnte das Programm auch unbekannte Wörter korrekt wiedergeben. Zum Einsatz kam dabei die damals revolutionäre Technik der neuronalen Netze, die sich an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns orientiert.
1997: Deep Blue
Rund zwei Jahrhunderte nach dem «Schachtürken» kreierte IBM mit Deep Blue einen echten KI-Schachmeister. Zwar gab es zuvor bereits Schachcomputer. Diese konnten sich aber nicht mit menschlichen Grossmeistern messen. Seit 1997 ist das anders. Denn in diesem Jahr besiegte Deep Blue den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow.
2011: Watson
2011 meisterte IBM eine weitere KI-Herausforderung. Die KI besiegte in der Quizshow «Jeopardy!» mehrere menschliche Kontrahenten eindrucksvoll. Dabei konnte Watson komplexe sprachliche Zusammenhänge in natürlicher Sprache verstehen und darauf basierende Fragen korrekt beantworten.
2016: AlphaGo
Lange galt das japanische Brettspiel Go als zu komplex, als dass Computer Menschen besiegen könnten. Doch 2016 änderte sich das durch den Sieg von AlphaGo gegen Lee Sedol, einen der besten Go-Spieler der Welt.
2022 ChatGPT
2022 läutete ChatGPT einen regelrechten KI-Hype ein. Das generative Sprachmodell fand nicht nur bei Privatpersonen Anklang – etwa beim Texten von Bewerbungen. Auch Unternehmen und Unternehmer nutzen die in Medienberichten fast inflationär thematisierte Software.
2022 DALL-E und Midjourney
KI-Bild-Generatoren verwandeln Texte in Bilder. Eines der ersten öffentlich zugänglichen Programme war 2022 DALL-E. Ähnlich funktioniert Midjourney, das auf Basis von Nutzereingaben im Rahmen der offenen Beta-Phase KI-Kunst kreiert.
Wie beeinflusst(e) KI Unternehmen?
Seit etwa einem halben Jahrhundert spielt künstliche Intelligenz für Unternehmen eine immer grössere Rolle. Den Anfang machten dabei einfache Expertensysteme.
In den 1980ern nutzten einzelne Unternehmen KI, um aus grossen Datenmengen Muster abzuleiten. Immer leistungsfähigere Hardware führte in den nächsten Jahrzehnten dank Techniken wie Data Mining oder Deep Learning zu evolutionären Fortschritten.
Heute betrifft die künstliche Intelligenz in ausgewählten Branchen fast alle betrieblichen Bereiche und Ebenen. So ist KI nicht nur in der Lage, einfache und repetitive Tätigkeiten zu übernehmen oder für menschliche Nutzer zu vereinfachen.
KI kann in Unternehmen auch das Management unterstützen und die Qualität strategischer Entscheidungen verbessern. Hier dürfte die künstliche Intelligenz in Zukunft immer stärkere Verbreitung finden.
Künstliche Intelligenz und Google
Weil künstliche Intelligenz bei Google bzw. dem Mutterkonzern Alphabet in so vielfacher Hinsicht zum Einsatz kommt, können wir nur einige ausgewählte Anwendungen skizzieren. Das Unternehmen entwickelt bereits seit rund zwei Jahrzehnten Dienste, bei denen KI zur Unterstützung, Optimierung oder sogar zur Steuerung zum Einsatz kommt.
- Im Rahmen der Suchmaschine (Google Search) verbessern KI-Algorithmen die Qualität der Suchergebnisse.
- Beim Maildienst (Gmail) sortiert künstliche Intelligenz automatisch Spammails aus.
- Im Bereich Google Health kommen KI-Technologien im Gesundheitswesen zum Einsatz.
- Maschinelles Lernen verwendet das Unternehmen, um bei Google Ads Werbekampagnen zu optimieren oder mit Google Translate die Präzision von Übersetzungen zu verbessern.
- Gleichzeitig ist künstliche Intelligenz bei Google und anderen Unternehmen der Schlüssel für fahrerloses Autofahren.
In diesem Bereich gilt das Alphabet-Tochterunternehmen Waymo als führend. Als Antwort auf ChatGPT stellte Google 2023 zunächst Bard und ein Jahr später Gemini vor.
Künstliche Intelligenz im Online-Marketing
Künstliche Intelligenz im Online-Marketing kam Anfang des Jahrtausends in Form von Analysetools und einfachen Automatisierungswerkzeugen zum Einsatz.
- Mit diesen liessen sich etwa Anzeigen schalten oder E-Mails automatisch versenden.
- Ein Jahrzehnt später war es bereits möglich, mit KI auf Plattformen wie Google Adwords virtuelle Anzeigen auf Basis von Nutzerpräferenzen zu personalisieren.
- Später avancierten Automatisierungen von Marketingprozessen sowie Verbesserungen von Suchmaschinenmarketing zu einer Domäne für die KI.
- In den letzten Jahren setzen Unternehmen zudem KI-gestützte Analyse- und Vorhersagewerkzeuge ein. Diese sollen es ermöglichen, das zukünftige Verhalten von Kunden vorherzusagen und entsprechende Marketingstrategien zu entwickeln.
Künstliche Intelligenz und Social Media
Die Anfänge der künstlichen Intelligenz in den Social Media reichen ebenfalls fast bis zu Beginn dieses Jahrtausends zurück. Die Algorithmen, die auf Plattformen wie MySpace oder Friendster zunächst zum Einsatz kamen, waren allerdings eher rudimentäre Empfehlungssysteme.
Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram waren aber wenige Jahre später bereits in der Lage, durch Big-Data-Analysen Nutzern personalisierte Empfehlungen zu geben.
Einen Meilenstein stellte dabei Facebooks 2006 eingeführter und 2013 entscheidend erweiterter «News Feed»-Algorithmus dar, der Techniken des maschinellen Lernens verwendete. Heute erhalten Nutzer der Social Media durch KI-Unterstützung nicht nur auf ihre Interessen abgestimmte, sondern sogar personalisierte Inhalte.
Zudem soll die künstliche Intelligenz in Zukunft in der Lage sein, Trends in den Sozialen Medien nicht nur mitzugestalten, sondern diese sogar frühzeitig zu prognostizieren.
Gute Aussichten also? Solange künstliche Intelligenz den Menschen nur ergänzt und nicht ersetzt, ja!
© 2.4.2024, raeber-online-marketing.ch, Autorenteam, Verantwortlich: Andreas Räber
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